Liebe Gemeinde,
das Bild hier hat Sieger Köder gemalt. Ein Priester, der mit kraftvollen Farben etwas gegen seine Zeit ansteht. Es trägt den Titel: Jesus begegnet seiner Mutter. Und was machen wir? In diesen Tagen begegnen wir immer weniger Menschen zumindest persönlich. Ich frage mich schon, wie das alles funktionieren soll, das Begegnen, wenn man sich nicht mal mehr treffen darf, gerade für uns in der Arbeit mit Menschen aber auch im Privaten?
Eine Antwort habe ich nicht, nur einen Versuch, um die 1,5 Meter gebotenen Abstand irgendwie anders, doch näher zu fühlen.
Auf dem Bild sehen Sie Jesus wie er das Holz des Kreuzes umarmt, daneben seine Mutter Maria, die zärtlich seine Hand berührt. Die Gesichter sind nicht zuerkennen, weshalb wir uns auf die Bildbeschreibung verlassen müssen. Und noch etwas liegt im verborgenen: Denn tatsächlich lässt Sieger Köder hier nicht die Geschichte sprechen.
Wir wissen nichts von körperlichem Kontakt zwischen Jesu und seiner Mutter Maria - zumindest nicht vor der Kreuzigung. Dieses Treffen hat so nie stattgefunden es ist sozusagen ausgedacht und hingemalt. Trotzdem fühle ich irgendwie, dass da doch Nähe zwischen den beiden ist, der Mutter und dem Sohn. Wenn ich die Augen schließe versuche ich den Geschehnissen vor dem Kreuz nachzuspüren. Wie der Künstler kann ich mir diese Berührung doch sehr gut vorstellen. Obwohl ich diesen Artikel vom Wohnzimmer aus schreibe.
Ist das fassbar? Verstehbar? Braucht das Kreuz vielleicht auch die Distanz?
Wie ist das bei mir, komme ich mit dem Gedanken zurecht nicht live dabei zu sein? Für meinen Teil gilt, die Zuneigung zu meinem Gott kennt zumindest das Gefühl – ohne persönlich sichtbaren Kontakt zu sein.
Jetzt ist es eben die Einschränkung Corona – bei Maria gab es sicherlich andere Gründe. Irgendwann werden es andere Einschränkungen sein. Trotzdem erlebe ich sehr viel Nähe, gespürte und gefühlte Gemeinschaft! So kann ich trotz Kontaktverbot meine Hand auch mit aufs Kreuz legen. In der Hoffnung, dass dieses Kreuz nicht das letzte sein soll.
Zwei Gedanken dazu:
1. Als Christ_innen leben wir aus der Gewissheit, mit Jesus hinterm Kreuz zu stehen, ihm zu folgen und dann, ja dann wieder im Leben zu stehen. Vielleicht im Besonderen gerade jetzt.
2. Als Gemeinde und als Gesellschaft wissen wir, dass wir verbunden sind. Neben uns steht jemand ein Freund, eine Freundin, die Familie. Sei es persönlich, durchs Telefon übers Internet per Brief oder eben über Gedanken und Gebete füreinander. Vielleicht auch im Besonderen gerade jetzt.
Für mich ist es in der Krise ja gerade eine Chance wieder Zeit für das alles zu haben. Ich weiß für einige andere heißt es aber noch mehr Einsamkeit. Für uns selbst hoffe ich, dass wieder etwas Ausgleich stattfindet - dass viele in ihren Gedanken bei den Menschen sind denen es jetzt nicht gut geht - ihre Hand bereithalten zum mitfühlen und zum Kontakt halten.
Auch wenn die Hände der Berührung eine gewisse Zeit fehlen werden. Es wird trotzdem Leid geteilt, Trost gespendet und sich füreinander eingesetzt! Vielleicht nicht sichtbar in aller Öffentlichkeit durch große Veranstaltungen und Reden.
Aber durch kleine Gesten, durch die vielen Marias, die ihren Dienst schon immer und auch weiter tun ohne dass es einer sieht und merkt – manchmal mit kleiner Geste.
Für uns gilt das auch: Wir sind da für Sie – ob wir nun übers Wetter reden oder über Gott und die Welt.
Bleiben Sie gesund und behütet und bei Bedarf rufen Sie doch einfach durch!
Ihr Jonas Wittmann 0172/1315055 mit Kurt Hyn 09342/5111